Morbus Wilson
Home » Krankheitsbilder » Morbus Wilson
Morbus Wilson - Eine Kupferspeichererkrankung
Der Morbus Wilson ist eine autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung, welche zu einer Kupferansammlung im Körper, vornehmlich in der Leber und im Gehirn, führt.
Der Gendefekt liegt beim Menschen auf dem Chromosom 13 und bedingt eine verminderte Ausscheidung von Kupfer mit der Galle.
Mit der Nahrung werden täglich 0,8 bis 2,0 mg Kupfer aufgenommen. Dabei erfolgt der Transport im Blut gebunden an Coeruloplasmin. Das Kupfer wird nach der Aufnahme nahezu vollkommen von den Leberzellen aufgenommen. Überschüssiges Kupfer wird an Gallenflüssigkeit gebunden mit dem Stuhl ausgeschieden.
Das auf dem Chromosom 13 gelegene Wilson-Gen (ATP7B) kodiert für ein ATP-abhängiges Kupfertransportprotein (das Wilson Protein). Patienten mit Morbus Wilson weisen eine Mutation in diesem Gen auf, welche zu einer verminderten Kupferausscheidung in die Galle führt. Durch eine starke Verminderung von Coeruloplasmin kommt es zu erhöhten Konzentrationen von freiem Kupfer im Blut und in weiterer Folge zu Kupferablagerungen in allen Organen.
Symptome treten in der Regel nicht vor dem 6. und nicht nach dem 40. Lebensjahr auf. Die Mehrzahl der Patienten wird im jugendlichen oder jungen Erwachsenenalter symptomatisch, wobei zwischen leberspezifischen und anderen (extrahepatischen) Symptomen unterschieden werden muss. Kinder weisen häufiger ausschliesslich Leberprobleme auf, während mit steigendem Alter oft eher neuropsychiatrische Symptome mit einer asymptomatischen Leberzirrhose auffallen.
Leber (hepatisch)
Die Lebersymptome sind sehr variabel und reichen von fehlenden Beschwerden bis zu einer Leberentzündung (Hepatitis) oder auch Leberfibrose/-zirrhose.
Extrahepatisch
Bei den extrahepatischen Symptomen stehen neurologische Störungen wie z.B. klossige Sprache, Zittern der Hände, Gangunsicherheit (Ataxie), Schluckstörungen (Dysphagie) oder auch Koordinationsstörungen im Vordergrund. Als Spätsymptome können Spastik, Muskelsteifigkeit und eine Bulbärparalyse (Läsion der motorischen Hirnnervenkerne im Bereich der Medulla oblongata) auftreten. Psychiatrisch können sich verschiedene Krankheitsbilder mit aggressivem oder distanzlosem Verhalten zeigen.
In den Augen zeigt sich häufig der sogenannte Kayser-Fleischer-Kornealring, ein brauner Ring um die Hornhaut, welcher durch die Kupferablagerung bedingt ist. Desweiteren können auch die Nieren (prox.-tubuläre Dysfunktion), die Knochen (Osteopenie/ Osteoporose), das Herz (Kardiomyopathie) oder selten auch die Haut (Hyperpigmentation, bläuliche Verfärbung der Lunulae – Halbmonde im Bereich der Fingernägel) betroffen sein. Als unspezifisches Symptom treten in ca. 60% abdominelle Schmerzen auf.
Die Erkrankung wird durch die Bestimmung von Kupferwerten und Coeruloplasmin in Blut und Urin diagnostiziert. Ausserdem sollte eine Leberbiopsie durchgeführt werden. Mittels einer speziellen Färbung (Rhodamin) kann gespeichertes Kupfer in den Leberzellen dargestellt werden. Zudem sollte der Kupfergehalt der Leber bestimmt werden. Werte >250 ug/g Trockengewicht sprechen für einen Morbus Wilson.
Molekularbiologische Untersuchungen zur Bestimmung von Mutationen des Wilson-Gens gehören nicht zu den Routineuntersuchungen, da die Vielfalt der Mutationen (aktuell mehr als 370) die konventionelle Diagnostik noch nicht sinnvoll ersetzen kann. Klinisch ist zudem eine augenärztliche Untersuchung zur Darstellung eines möglichen Kayser-Fleischer-Kornealrings notwendig.
Die Behandlung erfolgt mit Trientine (Trieethylentetramin) oder D-Penicillamin, welche das Kupfer in wasserlöslicher Form binden und zu einer gesteigerten Kupferausscheidung über den Urin und die Galle im Stuhl führen. Eine signifikante Besserung der Symptome tritt erst nach einiger Zeit, eine ausgeglichene Kupferbilanz nach 12-18 Monaten auf. Es muss leider eine lebenslange Therapie durchgeführt werden.
Bei einer fortgeschrittenen Leberzirrhose kann sich auch die Notwendigkeit für eine Lebertransplantation ergeben. Mit der neuen Leber erfolgt auch die Heilung der Erkrankung,da der Defekt der Proteinbildung des Morbus Wilson behoben wird. (Korrektur des Gendefekts, da die neue Leber über ein funktionstüchtiges Gen verfügt).